Die Social Economy, die soziale und ökologische Ziele verfolgt und Solidarität und Gemeinwohl an erste Stelle setzt, spielt eine entscheidende Rolle bei der Lösung aktueller gesellschaftlicher Probleme.
In Österreich haben Forscher:innen und Interessensverbände nun eine öffentliche Konsultation gestartet, um eine Social-Economy-Deklaration mit Handlungsempfehlungen für die Politik zu entwickeln.
Die Bedeutung der Social Economy
Die Social Economy umfasst Unternehmen, Genossenschaften, gemeinnützige Vereine, Stiftungen und andere Organisationen, die soziale oder ökologische Ziele verfolgen und sich an demokratischen Prinzipien, Solidarität und Gemeinwohl orientieren. Sie kann einen wesentlichen Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Probleme leisten, wie beispielsweise bei der Bereitstellung von leistbarem Wohnraum, der Sicherstellung der Nahversorgung in ländlichen Gebieten oder der Förderung der nachhaltigen Energiewende.
- Zum Entwurf der Deklaration: https://static.uni-graz.at/fileadmin/veranstaltungen/se-conference/deklaration/SocialEconomyDeklaration_Entwurf_150523.pdf
Handlungsempfehlungen für die Politik
Die Europäische Kommission hat bereits im Dezember 2021 einen Aktionsplan zur Förderung der Social Economy veröffentlicht. Nun sollen die Mitgliedsstaaten diesen Plan umsetzen.
Um die österreichische Bundesregierung bei der Umsetzung zu unterstützen, haben Forscher:innen und Interessensverbände gemeinsam konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet. Diese sollen im Rahmen einer öffentlichen Konsultation zur ersten Social-Economy-Deklaration diskutiert werden.
Einige der empfohlenen Maßnahmen sind:
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- Berücksichtigung sozialer Kriterien bei der Vergabe öffentlicher Aufträge: Die Politik sollte vermehrt soziale Kriterien in den Vergabeprozess von öffentlichen Aufträgen einbeziehen. Dadurch können sozialwirtschaftliche Unternehmen gestärkt und ihre gesellschaftliche Wirkung unterstützt werden.
- Ausbau von Ausbildungsangeboten für Social-Economy-Unternehmen: Es sollten gezielte Ausbildungsprogramme entwickelt werden, die auf die Bedürfnisse sozialer Unternehmen zugeschnitten sind. Dadurch können Fachkräfte in diesem Bereich weitergebildet und die Qualität der sozialwirtschaftlichen Dienstleistungen verbessert werden.
- Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen und Finanzierungsmöglichkeiten: Die Politik sollte geeignete Rahmenbedingungen schaffen, die die Gründung und das Wachstum sozialer Unternehmen erleichtern. Zudem sollten Finanzierungsmöglichkeiten ausgebaut werden, um Investitionen in die Social Economy zu fördern.
- Schaffung einer umfassenden Datengrundlage: Es ist wichtig, eine zuverlässige Datenbasis über die sozialwirtschaftlichen Organisationen zu schaffen. Derzeit sind viele dieser Institutionen in den offiziellen Statistiken nicht erfasst, wodurch ihre gesellschaftlichen Leistungen nicht sichtbar werden. Eine verbesserte Datenerfassung kann dazu beitragen, ihre Wirkung besser zu verstehen und gezielter zu fördern.
- Anerkennung und Förderung der Social Economy durch die UNO: Die Generalversammlung der UNO hat am 18. April 2023 die erste Resolution zur Förderung der Sozial- und Solidarwirtschaft für eine nachhaltige Entwicklung verabschiedet. Diese internationale Anerkennung unterstreicht die Bedeutung der Social Economy und ermutigt Regierungen weltweit, Maßnahmen zur Stärkung des Sektors zu ergreifen.
Die Rolle des Forschungsteams
Andreas Exner, ein Ökologe und Politikwissenschaftler an der Universität Graz, arbeitet gemeinsam mit seinem Team am RCE Graz-Styria, dem Zentrum für nachhaltige Gesellschaftstransformation. Sie zählen zu den aktivsten Forschungsgruppen in Österreich im Bereich der Social Economy und haben maßgeblich an der Erstellung der Handlungsempfehlungen mitgewirkt.

Social Economy Deklration – Entwurf
Öffentliche Konsultation und Beteiligung
Die öffentliche Konsultation zur Social-Economy-Deklaration läuft bis zum 19. Juni 2023. Interessierte Bürger:innen und Fachleute sind eingeladen, ihre Anregungen und Verbesserungsvorschläge einzubringen. Die Teilnahme an der Konsultation bietet eine Möglichkeit, die Entwicklung und Umsetzung der Handlungsempfehlungen mitzugestalten und die Stimme der Zivilgesellschaft in den Entscheidungsprozess einzubringen.
Finanzierung der Konsultation
Die Vorbereitung, Organisation und Auswertung der öffentlichen Konsultation werden durch Mittel des Österreichischen Klima- und Energiefonds finanziert. Diese Finanzierung unterstreicht die Relevanz des Themas für den Bereich der Nachhaltigkeit und verdeutlicht das Engagement der Regierung bei der Stärkung der Social Economy.
Die Zukunft der Social Economy in Österreich
Die Erarbeitung einer Social-Economy-Deklaration und die damit verbundenen Handlungsempfehlungen sind ein wichtiger Schritt zur Stärkung der Social Economy in Österreich. Durch die Umsetzung dieser Empfehlungen können sozialwirtschaftliche Unternehmen weiter wachsen und ihre positive Wirkung auf die Gesellschaft verstärken. Es bleibt zu hoffen, dass die Politik die Handlungsempfehlungen ernst nimmt und entsprechende Maßnahmen umsetzt, um die Social Economy langfristig zu unterstützen und zu fördern.
Die öffentliche Konsultation bietet eine Möglichkeit für alle Bürger:innen und Fachleute, aktiv an diesem Prozess teilzunehmen und ihre Perspektiven und Ideen einzubringen. Durch eine breite Beteiligung kann eine vielfältige und umfassende Social-Economy-Deklaration entstehen, die die Bedürfnisse und Anliegen verschiedener Interessengruppen berücksichtigt. Zusammen können wir eine sozialere und nachhaltigere Zukunft aufbauen, in der Solidarität und Gemeinwohl im Mittelpunkt stehen.